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Einsatz für ein christliches Miteinander

21. 10. 2023

Die Bremer Katholische Arbeitnehmer-Bewegung feiert 75-jähriges Jubiläum.

Mit einem Festgottesdienst und rund 50 Gästen beging die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Findorffer St.-Bonifatius-Kirche ihr 75-jähriges Jubiläum. Ihre Geschichte hatte am 15. Februar 1948 mit rund 70 Gründungsmitgliedern begonnen. Die Wurzeln der Bewegung gehen jedoch noch viel weiter zurück: In die Zeit der Industrialisierung, als die Not der Arbeiterklasse groß und ihre Rechte so gut wie inexistent waren. In ihren Blütezeiten zählte die KAB in Bremen rund 500 Mitglieder. Davon sind aktuell noch etwa 40 übrig geblieben. An Themen, für die es sich zu kämpfen lohnt, fehlt es dem Vorstand nicht – aber an der jüngeren Generation, die das Engagement weitertragen möchte.

Wäre die Weltgeschichte anders verlaufen, hätte der Verbund in diesem Jahr den 121. Jahrestag gezählt. Das Gründungsdatum einige Jahre nach Kriegsende war eigentlich der Neuanfang nach einer langen und schmerzlichen Zäsur. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden viele Arbeitervereine verboten und ihre Leitfiguren verfolgt. Anfangs wurden die christlichen Vereine noch unter der Prämisse geduldet, dass sie jegliche politische Aktivität unterlassen und sich ausschließlich auf die geistliche Unterweisung beschränken.

Doch ab 1935 wurden auch sie nach und nach aufgelöst, auch katholische Vereinsfunktionäre wurden inhaftiert, hingerichtet oder starben an den Folgen der Haft – darunter Gustav Görsmann, der als Kaplan der Blumenthaler katholischen Gemeinde zum Gründungskreis der Bremer KAB gehört hatte. Der Priester, der später in Osnabrück wirkte, wurde wegen seiner offen praktizierten Ablehnung der nationalsozialistischen Gesinnung von der Gestapo festgenommen. Görsmann starb 1942 im Konzentrationslager Dachau den Hungertod.

Wiederaufbau durch einen Holzarbeiter

Der Holzarbeiter Philipp Jahn verlor 1933 seine Arbeit. Er hatte sich 1902 dem Zentralverband christlicher Holzarbeiter angeschlossen, wurde später Bremer Vorsitzender und ab 1919 Bezirksleiter. Von 1931 bis 1933 war Jahn zudem Mitglied der Zentrumsfraktion in der Bürgerschaft. 1946 zog er als Gründungsmitglied der Bremer CDU zurück in die Bürgerschaft, zwei Jahre später baute er die KAB wieder auf und stand der Bewegung in den ersten beiden Jahren vor.

Jahn lebte jahrzehntelang in Walle und hatte sich bis zu seinem Tod im Jahr 1963 aktiv in der St.-Marien-Gemeinde engagiert. 2009 schlossen sich die Gruppen aus St. Marien und St. Bonifatius zusammen und erinnern seither in ihrem Namen an den engagierten Bremer Christen. Die Philipp-Jahn-Gruppe ist neben St. Pius / St. Franziskus in Huchting und Herz Jesu / St. Hildegard der Pfarrei Neustadt eine von drei verbliebenen Gruppen im Bremer KAB-Bezirk. Den Vorstand bilden Angelika und Holger Albers, Paul Kater sowie Bernhard Siepker.

Siepker hatte sich 1972 der gerade neu gegründeten Huchtinger Gruppe angeschlossen und kann mittlerweile auf mehr als 30 Jahre im Bezirksvorstand zurückblicken. Der 79-Jährige erinnert sich noch lebhaft an die Aktivitäten der ersten Jahrzehnte, an die Unterschriftenlisten etwa, mit denen die Forderung nach einer Mütterrente durchgesetzt werden sollte.

Regelmäßige Radiomacher

Seit mehr als 60 Jahren gestaltet die KAB den ökumenischen Radiogottesdienst am 1. Mai mit, der abwechselnd in der Kirche Unser Lieben Frauen und in St. Johann gefeiert und von Radio Bremen übertragen wird. In bleibender Erinnerung ist ihm die Organisation des Diözesantags 1994 mit mehr als 100 Delegierten geblieben, erzählt der ehemalige Mitarbeiter der Bremer Straßenbahn AG. Er und drei weitere Ehepaare wurden im Rahmen des Jubiläums für ihre 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Sogar seit 70 Jahren ist Elisabeth Urban Mitglied der katholischen Arbeitnehmer Bewegung. Auch die inzwischen 99-jährige Tochter von KAB-Gründer Philipp Jahn kam zum Festgottesdienst, für den unter anderem auch Gäste aus dem Kolpingwerk und anderen kirchlichen Partnerorganisationen nach Findorff eingeladen waren.

„Für ein christliches Miteinander in der Arbeitswelt“, lautet das Motto der KAB. Die Treue der langjährigen Mitglieder und der Zusammenhalt untereinander sind das Eine – doch die Mitgliederstruktur ist gleichzeitig das Problem, das dem Verband zu schaffen macht. Ziel der KAB ist es, sich für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzusetzen. „Doch die meisten unserer Mitglieder sind aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. Dementsprechend sinkt das Interesse an diesen Themen“, sagt Siepker. „Der Nachwuchs fehlt. Viele junge Menschen möchten sich nicht für längere Zeit an ein Gremium binden“, ergänzt Holger Albers. Doch auch, wenn sich im Laufe der Zeit in der sozialen Frage und bei den Arbeitsbedingungen viel verbessert habe: Nach wie vor gebe es Bereiche, die erkämpft werden müssten, betont die Bezirksvorsitzende Angelika Albers: „Zum Beispiel für Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen und für den Bestand des Sonntagsschutzes“, erklärt die Enkelin von Heinrich Baumbach, der in den Jahren 1950 bis 1954 die KAB-Gruppe St. Marien leitete. „Die Arbeit von morgen mitgestalten“, sagt Bernhard Siepker: „Das ist unser Auftrag.“

Die Ursprünge der katholischen Arbeitervereine gehen auf die Initiative von „Arbeiterbischof“ Wilhelm Emmanuel von Ketteler zurück, der sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Schriften und Predigten mit der sozialen Frage auseinandergesetzt hatte. 1864 hatte der Bischof von Mainz seine Schrift „Die Arbeiterfrage und das Christentum“ veröffentlicht, die sich mit Verbesserungen der Arbeitsbedingungen beschäftigte. Am 25. Juli 1869 hielt Ketteler vor 10.000 Arbeitern eine historische Rede. Der Bischof forderte darin unter anderem höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, die Sonntagsruhe, das Verbot der Kinderarbeit in den Fabriken sowie den Schutz junger Mädchen und schwangerer Frauen.

Neben staatlicher Sozialpolitik und kirchlicher Caritas sprach sich Ketteler auch für Selbsthilfe der Arbeiter in Vereinen und Gewerkschaften aus. 1891 erschien schließlich die Sozialenzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII., in der Arbeitervereine ausdrücklich befürwortet wurden.

 

Verfasserin: Anke Velten

Artikel ist entnommen aus dem Weserkurier von Montag 16. 10.2023 

https://www.e-pages.dk/weserkurier/172020/article/1912577/3/4/render/?token=019bac2156bcbfed930c3077931a52e9&vl_platform=ios&vl_app_id=com.newscope.weserkurier.PDFReader&vl_app_version=5.42.0

 

Bild zur Meldung: Einsatz für ein christliches Miteinander

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